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Vom Schicksal des Schwarzburger Schlosses

Die wechselvolle Geschichte des Stammschlosses der Schwarzburger Grafen

Etwa 50 km südöstlich von Erfurt liegen Schloss und Dorf Schwarzburg im Schwarzatal – an einem Einschnitt am nordöstlichen Abhang des Thüringer Schiefergebirges, den der namensstiftende Fluss Schwarza teilweise zu einer tiefen Schlucht ausgespülte. Ein aufsteigender Schieferfelsen, der lediglich von seiner nordwestlichen Schmalseite aus zugänglich und dadurch leicht zu verteidigen war, bot eine nahezu ideal Situation zur Errichtung einer Befestigungsanlage – der Schwarzburg –, die als Stammburg den ältesten Stützpunkt schwarzburgischer Dynastieentfaltung darstellt.

Die ereignisreiche Geschichte der Schwarzburg und damit auch der Schwarzburger lässt sich bis in das frühe 12. Jahrhundert zurückverfolgen, wobei der erste urkundlich nachweisbare Beleg auf das Jahr 1123 datiert ist. Der zur damaligen Zeit befestigte Bergsporn diente dem Grafen Sizzo (regierte 1109 – 1160) zur Namensfindung, da die Benennung häufig nach der im Besitz befindlichen Stammburg erfolgte. Die Burg ist somit der älteste Sitz des Schwarzburger Adels, einem der ältesten Geschlechter des thüringischen Raumes.

Der erste Ausbau der Burganlage, zu der verschiedene herrschaftliche Wohngebäude, Saalbauten, Bedienstetenunterkünfte, Wirtschaftsbauten, Verteidigungsanlagen sowie eine Kapelle zählten, erfolgte in der ersten Häfte des 14. Jahrhunderts.

Mit dem Erlöschen der schwarzburg-schwarzburgischen Linie in der Mitte des 15. Jahrhunderts verlor die Burg jedoch ihren Status als Hauptsitz, wurde verpfändet und später sogar an Kurfürst Friedrich II. von Sachsen verkauft. Der Schwarzburgische Hauskrieg (1447 – 1451) brachte die Burg jedoch zurück in den Besitz des Schwarzburger Adelsgeschlechtes, wobei sie durch die Teilung der schwarzburgischen Linien sowie deren wechselnde Regenten fortan nicht mehr als Haupt-, sondern als Nebensitz genutzt wurde. Die Burg erlebte folglich eine Nutzung als Besuchsort zum Zwecke des Jagdvergnügens oder für Familientreffen.

Umbaumaßnahmen & Umbaupläne

Dennoch gab es mehrere Umbaumaßnahmen, die die Burg über die Jahrhunderte zu einem Schloss wandelten. Hierzu zählten u.a. der Bau des östlichen Flügels um 1548 sowie des Westflügels um 1559, der das später verbliebene Hauptgebäude bildete. Um 1700 brachten die Bestrebungen, die Schwarzburg als Residenz zu nutzen, die bedeutendsten Umgestaltungen der Schlossanlage. Das westliche Hauptgebäude wurde im barocken Stil erneuert und erhielt einen aufwändig gestalteten Portikus. Zudem wurde eine imposante Schlosskirche errichtet. Die Bemühungen ein »schwarzburgisches Versailles« zu schaffen, blieben aus finanziellen Gründen jedoch unverwirklicht.

Im Jahre 1726 verursachte ein Brand große Schäden an der Burganlage, vor allem an der erst 1713 geweihten Kirche, an Teilen des Leutenberger Flügels sowie am Hauptgebäude selbst. Diese wurden jedoch als Ausgang genommen, das Schloss umzubauen und neu zu gestalten. Bereits wenige Jahre später war der Wiederaufbau als Jagdschloss und Sommerresidenz weitestgehend abgeschlossen und eine neue Schlosskirche konnte geweiht werden.

Größere finanzielle Investitionen kamen der Schwarzburg 1867 unter Fürst Albert von Schwarzburg-Rudolstadt zu Gute, was dazu führte, dass die barocke Ausstattung zugunsten eines Erscheinungsbildes im Stile des Historismus aufgegeben wurde. Den vorläufigen Abschluss der Aufwertung der Schlossanlage brachte eine Fassadensanierung, die bis 1873 abgeschlossen war.

Der letzte deutsche Fürst

Die Novemberrevolution 1918 leitete nicht nur das Ende des Ersten Weltkrieges ein, sondern führte auch zur Beendigung der Monarchie in Deutschland. Am 23. November 1918 legte Günther Viktor die Regierungsgeschäfte für Schwarzburg-Rudolstadt und am 25. November 1918 für Schwarzburg-Sondershausen nieder. Der Schwarzburger war somit der letzte deutsche Fürst, der dem Thron entsagte. Am 22. November 1918 erließ Fürst Günther Viktor ein vom Landtag bestätigtes Gesetz, das die Abfindung des fürstlichen Hauses und dessen Nutzungs- und Einkommensansprüche, Abfindungen, Rentenzahlungen und Jagdrechte regeln sollte. Alles übrige, nicht in der Verordnung genannte, fiel an die ebenfalls am 22. November 1918 in Kraft getretene »Günther-Stiftung«, die bis 1923 Bestand hatte und dem Erhalt der Schlösser Heidecksburg und Schwarzburg und deren Sammlungen dienen sollte. Danach übernahm das neu gegründete Land Thüringen die Rechtsnachfolge, wobei ein sechs Jahre später folgendes Gesetz die Nutzungsrechte an der Schwarzburg klärte. Die Gattin des 1925 verstorbenen Günther Viktors, Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, erhielt lebenslanges Wohnrecht auf Schloss Schwarzburg.

Der zweite Weltkrieg forderte seinen Tribut auch von der Schwarzburg. Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, die unter Gewährung eines Wohnrechtes das Schloss bewohnte, musste dieses Recht 1940 aufgeben und das Schloss innerhalb weniger Tage verlassen.

Die nationalsozialistische Regierung entschied sich folglich für den Umbau von Schloss Schwarzburg zu einem Reichsgästehaus, wobei das Projekt sogar als »vordringlich kriegswichtige Maßnahme« eingestuft wurde. Die Baumaßnahmen waren für das Erscheinungsbild der Schlossanlage verheerend – ganze Gebäudeteile wurden abgerissen und das Schicksal des Schlosses besiegelt.

Reichsminister Albert Speer stoppte jedoch die Bauarbeiten am 17. April 1942, wodurch die Anlage in ihrem ruinösen Zustand verharrte. Von nun an diente das Schloss lediglich als Einlagerungsort für Kunstgegenstände, Behören- sowie Industriematerial.

Das Schloss am Ende des zweiten Weltkrieges

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten US-amerikanischen Truppen das Schwarzburger Schloss, nach deren Abzug eine sowjetische Ortskommandantur eingerichtet wurde. Beide Tatsachen brachten Verluste von Kunstobjekten durch massive Plünderungen der Depoträume im Schloss.
In den folgenden Jahrzehnten wurden verschiedene Pläne für die Nutzung von Schloss Schwarzburg, u.a. als Ferienheim der Gewerkschaften, als Hotel und Kulturzentrum, als Spielcasino und Golfanlage sowie als Erholungsheim der SED, aufgestellt, von welchen jedoch keiner umgesetzt wurde. Das Schloss war sich selbst und damit einem unaufhaltsamen Verfall überlassen. In der Neujahrsnacht 1981 erleidet letztlich auch die Schlosskirche größeren Schaden, als eine Feuerwerksrakete den Turm in Brand setzt.

1994 wurde Schloss Schwarzburg in die Obhut der neu gegründeten Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übergeben. Zunächst standen aufwändige Sicherungen an den Stützmauern an. Ab 2009 konnte das Zeughaus gesichert und in seinem Bestand saniert werden, 2010 begannen die umfangreichen Sicherungsarbeiten am Hauptgebäude. Dabei standen zunächst das Dach und das statische Gefüge im Vordergrund. 2017/18 wurde der in den 1940er Jahren abgetragene nördliche Abschluss wiedererrichtet.

Die Maßnahmen werden gefördert mit Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Unterzeichnung der Weimarer Verfassung soll Schloss Schwarzburg als Denkort der Demokratie bestehen und als Anlaufstelle für demokratische Bildung im ländlichen Raum entwickelt werden. »Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie« wurde deutschlandweit als eines von 24 Projekten für das Programm der Nationalen Projekte des Städtebaus empfohlen, das jährlich vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und dem BBSR aufgelegt wird. Das Ziel dieses Programmes besteht darin, Denkmäler mit bundesweiter Bedeutung und bauliche Kulturgüter von außergewöhnlichem Wert zu fördern, zu denen die Schlossanlage Schwarzburg ohne Zweifel zählt.

Mit Blick auf das Projekt setzt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten am schwer geschädigten Schwarzburger Hauptgebäude umfangreiche Baumaßnahmen um. Seit 2019 ist ein Teil der Innenräume im Rahmen von Baustellenführungen zugänglich. Den aktuellen Bau- und Nutzungsfortschritt am Schloss erfahren Sie hier.